Dienstag, 20. Juni 2006

Offenbarung der Seele

Es ist wohl kaum etwas so schwierig wie die eigene Seele jemand anderem zu offenbaren. Und auf erstaunliche Weise gelingt mir das besser, wenn ich die andere Person nicht irgendwie im Leben so von Angesicht zu Angesicht kennengelernt habe, sondern im Internet. Ich weiß dies Thema wurde4 schon oft gesagt, aber irgendwie muss ich das schreiben, weil ich am gestrigen Abend/Nacht wieder so etwas hatte.

Früher mögen reine papierne Brieffreundschaften diese Funktion erfüllt haben, heute sind es email, Chat und Blogs.Ich erzähle dann Personen, deren Gesichter ich nicht kenne Dinge...die würde ich RL-Bekannten niemals sagen! Niemals Nie! Und diese Gespräche die dann zumeist unter zwei Personen im für andere unlesbaren Chat stattfinden sind...toll. Befreiend, man kann alles sagen ohne Angst zu haben. Und meist sagt einem auch der andere dann darauf welche Erfahrungen, Ängste, Hoffnungen er im gleichen Bereich hat.

Ist es nur ein Gefühl oder ist diesen Umständen zu verdanken dass es in unserer Gesellschaft eine positive Entwicklung in dieser Hinsicht gibt? Man redet im RL immer noch wenig über solche Sachen, aber doch mehr. Und dieses warme Gefühl wenn einem Dinge anvertraut werden, und man was zurückgeben kann oder jemanden sich anvertrauen kann mit dem Wissen auf gemeinsame Verschwiegenheit ist so schön.

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sweets - 20. Jun, 11:46

ich denke wir alle haben/ machen diese erfahrungen (gemacht).
die erste person, der ich solche dinge anvertraut habe, habe ich durchs internet kennengelernt.

mittlerweile sind auch schon 4 jahre vergangen und wir haben uns einmal kurz gesehn.

Rini - 20. Jun, 11:51

Wer Internet hat, der wird das kennen... ich erzähl viel schneller irgendwas von mir, wenn ich die betreffende Person nicht kenne, ihr nicht gegenübersitze.. wobei ich eigentlich viel lieber rede, wenn ich jemandem gegenübersitze... irgendwie ist es schon komisch.. aber es ist so. Ich musste mich bei so einigen Dingen bei RL Freunden richtig überwinden es zu sagen.. im Internet? Hm.. weniger das Problem.. aber manchmal gibt es auch Momente wo ich einfach nur alles loswerden will.. bei jemandem, der mich nicht kennt.. alles rauslassen.. und weitermachen...
wie du sagst: befreiend.. :)

Mirtana - 20. Jun, 12:08

Aus dem Erfahrungsschatz einer privaten Kummerkastentante ohne jegliche Ausbildung in dieser Richtung:

Im Chat bist Du anonymer, niemand blickt Dir in die Augen, niemand sieht Dich weinen, leiden, traurig sein. Meiner Erfahrung nach kommen viele Menschen damit einfach nicht klar, wenn jemand plötzlich Seiten zeigt, die man nicht erwartet hat. Sie sind geschockt zu sehen was sich hinter den Masken verbirgt, wissen nicht wie sie reagieren sollen.

Zwischenmenschliche Kommunikation läuft zum größten Teil über Gestik, Mimik, Ausdruck und Betonung. Die Worte sind da nebensächlich. Ich habe gelernt ohne mir darüber bewußt zu sein, diese Signale zu lesen, zu deuten, damit umzugehen. Eine Fähigkeit, die vielen Menschen abgeht. Reiner Text überfordert nicht so sehr.

Und ja, gemeinsame Verschwiegenheit ist schön. Geheimnisse zu teilen heißt auch, sie nicht mehr alleine tragen zu müssen und etwas zu haben, was einen mit jemand anderem verbindet.

Rockhound - 20. Jun, 13:10

Immer sagen was man denkt, egal, wer einem gegenüber steht.

Regel Nr.1.

Mirtana - 20. Jun, 13:18

Klingt toll, kommt man aber nicht weit mit ...
Rockhound - 20. Jun, 13:49

Fragt sich, wohin man will...
Arwan - 20. Jun, 17:05

Im Internet geht das...RL wirds schwieriger.
Rockhound - 20. Jun, 17:26

Weisst Du, die Leute, die meinem wahren Ich nicht begegnen wollen, oder mit meiner Direktheit nicht umgehen können, die können mir so ziemlich gestohlen bleiben. Egal ob im Privatleben oder beruflich.
Mirtana - 21. Jun, 01:17

Das hat nichts mit wahrem Ich zu tun, es hat etwas mit Verantwortungsbewußtsein zu tun ... Oder würdest Du einem Selbstmörder zustimmen, daß sein Leben in der Tat scheiße ist und er besser springen soll?

Ideale sind etwas tolles, aber nicht hundertprozentig realisierbar ...
Arwan - 21. Jun, 11:01

Und für die berufliche Laufbahn kann es sich als ebenso schädlich erweisen, wenn man dem Chef sagt dass er ein Arschloch ist (da sgeht auch diplomatischer) wie wenn man einen Bankräuber erklärt, dass man glaubt dass er gerade in der analan Phase (nach Sigmund Freud) wäre.
Rockhound - 21. Jun, 13:57

So, denn. Lebt, wie ihr leben wollt. Ich lebe auch so, wie ich leben will. Und ich sage jedem direkt was ich denke. Wenn ich das nicht mache, dann kriege ich Bauchweh.

Berufliche Laufbahn? Ich scheiss drauf. Wenn die nicht mich, sondern eine Maske da haben wollen, bitte, sucht euch ne Maske. Ich setze keine auf. Das wäre Verrat an mir selber.
Arwan - 21. Jun, 15:11

Die Frage ist: welches leben ist stressfreier. Weiß ich echt nicht. Ich vermeide Probleme, die du dann schnell hinter dich bringst mit allen Konsequenzen. Bei mir können die dafür später mal auftreten.
Rockhound - 21. Jun, 15:39

Mein Leben ist keinesfalls stressfrei. Aber der Weg ins Paradies ist steinig und schwer. *gg*
Mirtana - 22. Jun, 13:36

Dann bleibt Dir nur zu wünschen, daß Du nie einen Chef hast, der Dich dafür vor die Türe setzt und dann beim Arbeitsamt einem Menschen über den Weg läufst, der sich für einen bürokratischen Gott hält und Dir Steine in den Weg legt, wo immer es geht ... Alles hat zwei Seiten, so auch jedes Ideal.

Und danke, ich lebe mit meiner diplomatischen Art sehr gut und bis jetzt hat es weder mir noch meinen Mitmenschen geschadet, wenn ich nicht alles ausgesprochen habe was mir als erstes in den Sinn schoß ... Im Gegenteil, hätte ich gesagt, was ich wirklich dachte, dann würden ein, zwei Menschen sich jetzt die Möhren von unten angucken.
Rockhound - 22. Jun, 14:53

Ich hatte bisher schon einige Chefs, die mich deswegen vor die Türe setzten und ich war auch schon einige Male arbeitslos und musste mir ziemlichen Schrott anhören da. Mir wurden auch schon heftigst Steine in den Weg gelegt. Ich wurde gemobbt und weiss ich nicht was alles. Aber das ist für mich echt sekundär. Wenn meine "Mitmenschen" mit mir nicht umgehen können, dann sollen sie es lassen.

Und - es liegt absolut nicht in meinem Interesse, Menschen zu verletzen oder gar umzubringen mit meinen Worten. Ich gehe auch nicht auf die Leute zu und sage ihnen, was ich denke, sondern ich beantworte lediglich ihre Fragen ehrlich. Wenn mich einer dann fragt, was ich von ihm halte und ich halte nichts von ihm, dann sage ich ihm das auch, und zwar begründet.

Mir hat dies übrigens auch noch nicht geschadet. Mag sein, dass ich mal diesen oder jenen Job verloren habe, aber das ist für mich dann nützlich. Ich will keinen Arschkriechjob und ich bin auch keine Diplomatin. Für mich ist die Arbeitswelt wirklich, wirklich zweitrangig und die Arbeit ist für mich nur zwecks Geldverdienen nötig, denn ohne Geld geht es nirgends mehr.

Primär sorge ich dafür, dass es mir gut geht, dass ich mich jeden Morgen im Spiegel anschauen kann ohne mich dabei Unwohl zu fühlen. Bisher hat das gut geklappt.
Froschqueen - 22. Jun, 16:58

Ich kenn das :-/ hab grad wieder jemanden auf die Art und Weise kennengelernt. Irgendwie tut es verdammt gut mich so jemandem offenbaren zu können der mich nicht kennt. Aber irgendwie irritiert es mich immer sehr.

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