Wat haste 'mit jemacht?
Kennt ihr Carl Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick"? Ich kenne es ziemlich gut und mag es sehr. Eine der für einprägsamsten Stellen ist diese:
Schuster Voigt erhält mit Brief und Siegel die amtliche Ausweisung. Wie er darauf zu seinem Schwager Friedrich reagierte, der gerade von einer Reserveübung unbefördert wieder nach Hause kam, liest sich wie folgt:
"Vorhin, uff'm Friedhof, da hab' ick se jehört, die innere Stimme. Da hat se jesprochen, da hat se zu mir jesagt: Mensch, hat se je sagt, einmal kneift jeder 'n Arsch zu - du auch, hat se jesagt, und dann stehste vor Jott dem Vater, der alles jeweckt hat, vor dem stehste denn, un der fragt dir ins Jesichte: Schuster Willem Voigt, wat haste jemacht mit dein' Leben, un dann muß ick sagen: Fußmatte,
Fußmatte, muß ick sagen, die hab ick jeflochen in Gefängnis, un da sind se alle drauf rumjetrampelt. Und Gott der Vater sagt zu mir: Jeh weg, sagt er, Ausweisung, sagt er, detwegen hab ick dir det Leben nich jeschenkt, det biste m'r schuldig, sagt er, wo isset? Wat haste 'mit jemacht?...Un denn, isset wieder nischt mit de Aufenthaltserlaubnis... "
Mir ist heute aufegangen wie grundsätzlich diese Angst davor auch bei mir ist. Mein Leben zu vergeuden, selbst keinen Sinn gefunden zu haben, es nicht zu schaffen etwas zu hinterlassen wovon wenigstens wenige Menschen ehrlich sagen können, daß es ein gutes Leben war...
Schuster Voigt erhält mit Brief und Siegel die amtliche Ausweisung. Wie er darauf zu seinem Schwager Friedrich reagierte, der gerade von einer Reserveübung unbefördert wieder nach Hause kam, liest sich wie folgt:
"Vorhin, uff'm Friedhof, da hab' ick se jehört, die innere Stimme. Da hat se jesprochen, da hat se zu mir jesagt: Mensch, hat se je sagt, einmal kneift jeder 'n Arsch zu - du auch, hat se jesagt, und dann stehste vor Jott dem Vater, der alles jeweckt hat, vor dem stehste denn, un der fragt dir ins Jesichte: Schuster Willem Voigt, wat haste jemacht mit dein' Leben, un dann muß ick sagen: Fußmatte,
Fußmatte, muß ick sagen, die hab ick jeflochen in Gefängnis, un da sind se alle drauf rumjetrampelt. Und Gott der Vater sagt zu mir: Jeh weg, sagt er, Ausweisung, sagt er, detwegen hab ick dir det Leben nich jeschenkt, det biste m'r schuldig, sagt er, wo isset? Wat haste 'mit jemacht?...Un denn, isset wieder nischt mit de Aufenthaltserlaubnis... "
Mir ist heute aufegangen wie grundsätzlich diese Angst davor auch bei mir ist. Mein Leben zu vergeuden, selbst keinen Sinn gefunden zu haben, es nicht zu schaffen etwas zu hinterlassen wovon wenigstens wenige Menschen ehrlich sagen können, daß es ein gutes Leben war...
Arwan - 6. Jan, 11:34
12 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
theswiss - 6. Jan, 11:58
dazu kann ich dir ein gutes buch empfehlen (hab ich schon bei lotusblüte gemacht) - "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen"
Es betrachtet die Thematik aus einem anderen Blickwinkel
Es betrachtet die Thematik aus einem anderen Blickwinkel
Arwan - 6. Jan, 12:14
Ich werde danach schauen, danke.:)
Sweetielinchen - 6. Jan, 12:26
Das ist meine Lieblingsstelle
Ich mag den HvK. Und diese Stelle ist sowas wie ein Ideal in meinem Leben...
Der Wunsch, was draus zu machen und es nicht zu vergeuden. Es ist nur die Frage, ab wann ist es vergeudet?
Dein Leben wirst du nicht vergeuden, lieber Arwan, denn du bist dir dieser Gefahr bewußt. Und ist das Leben vergeudet, wenn du einmal am Tag einen Menschen zum Lächeln gebracht hast? Oder wenn du einem anderen Menschen einfach ein bißchen von seiner Last abgenommen hast?
Ich denke nicht.
Der Wunsch, was draus zu machen und es nicht zu vergeuden. Es ist nur die Frage, ab wann ist es vergeudet?
Dein Leben wirst du nicht vergeuden, lieber Arwan, denn du bist dir dieser Gefahr bewußt. Und ist das Leben vergeudet, wenn du einmal am Tag einen Menschen zum Lächeln gebracht hast? Oder wenn du einem anderen Menschen einfach ein bißchen von seiner Last abgenommen hast?
Ich denke nicht.
Arwan - 6. Jan, 14:59
Ob es reicht sich der Gefahr bewußt zu sein?
Ich mir jednefalls auch der Gefahr bewußt ständig unzufrieden zu sein und MEHR zu verlangen als vielleicht vernübftigerweise nötig wäre.
Es ist schwer...
Ich mir jednefalls auch der Gefahr bewußt ständig unzufrieden zu sein und MEHR zu verlangen als vielleicht vernübftigerweise nötig wäre.
Es ist schwer...
Kinkerlitzch3n - 6. Jan, 13:33
Da fragt man sich, gell?
Reicht es nicht aus, daran zu arbeiten, daß das Leben nicht vergeudet ist? Sich mit sich selbst und seinen Mitmenschen auseinanderzusetzen, versuchen hinter die Masken zu blicken und durch die Weitergabe von Erfahrungen andern zu helfen, ihren Weg zu gehen?
Versuchen, das Glück des Augenblicks zu genießen, die kleinen Dinge in ihrer Schönheit und Bedeutung wahrnehmen und sie zu schätzen?
Wer bestimmt, wann ein Leben lebenswert und sinnvoll gelebt ist?
Reicht es nicht aus, daran zu arbeiten, daß das Leben nicht vergeudet ist? Sich mit sich selbst und seinen Mitmenschen auseinanderzusetzen, versuchen hinter die Masken zu blicken und durch die Weitergabe von Erfahrungen andern zu helfen, ihren Weg zu gehen?
Versuchen, das Glück des Augenblicks zu genießen, die kleinen Dinge in ihrer Schönheit und Bedeutung wahrnehmen und sie zu schätzen?
Wer bestimmt, wann ein Leben lebenswert und sinnvoll gelebt ist?
Arwan - 6. Jan, 14:57
Hm wer es bestimmt ist für mich recht klar: ich selbst. Wenn ich das Gefühl habe, ja es war gut. Dann wenn ich mit mir selbst im Ganzen zufrieden bin mit dem was ich getan habe.
Kinkerlitzch3n - 6. Jan, 19:53
Und wenn etwas nicht so klappt, du aber dein Möglichstes in dieser Situation dafür getan hast, daß es gut wird - reicht dir das auch?
Arwan - 7. Jan, 11:32
Das weiß ich nicht. Ich war bisher noch nie in einer Situation, die ich als so entscheidend wahrgeommen hätte so hart darüber nachdenken zu müssen ob reicht was ich getan habe.
fem - 6. Jan, 18:24
Die Stelle ist wirklich klasse und gerade H. Rühmann spricht sie einfach einmalig gut.
Ich denke bei der Stelle aber auch an den Text aus dem "Club der Toten Dichter"
"Ich ging durch die Wälder, weil ich bewusst leben wollte. Ich wollte das Dasein nutzen. Ich wollte das Mark des Lebens auskosten, um nicht an meinem Todestage inne zu werden, da ich nie gelebt hatte."
Ich denke bei der Stelle aber auch an den Text aus dem "Club der Toten Dichter"
"Ich ging durch die Wälder, weil ich bewusst leben wollte. Ich wollte das Dasein nutzen. Ich wollte das Mark des Lebens auskosten, um nicht an meinem Todestage inne zu werden, da ich nie gelebt hatte."
Arwan - 7. Jan, 11:34
Oh stimmt.
Weiß jemand den Autor dieser Zeilen?
Weiß jemand den Autor dieser Zeilen?
lotusblüte - 7. Jan, 00:34
So spontan würde ich sagen, wenn Du die Liebe in Dir erfährst und sie weitergibst oder sie ausdrückst, ist es ein gutes Leben...
Arwan - 7. Jan, 11:33
Dann...dann muss ich noch hoffen.
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